Musik-Tipp: MAXIM „Bilanzballade im dreißigsten Jahr“ ab 22.03.2024

Clouds Hill, das Hamburger Indie-Label um Produzent und Autor Johann Scheerer, hat die Rechte am Gesamtwerk Wolf Biermanns gekauft, das sich auf etwa 300 Lieder beläuft – mit dem Ziel, seine Musik wieder zugänglich zu machen. Doch hier geht es nicht um eine Expansion des Labelkatalogs: Wolf und Pamela Biermann haben im engen Dialog mit Johann Scheerer einen Plan entworfen, eine Brücke zu schlagen von Biermanns Werk in die heutige Zeit. Ziel ist es, diese immer noch relevante Musik, die in einem von Krisen gebeutelten Europa heute aktueller denn je wirkt, einem breiteren Publikum zugänglich zu machen für eine nachwachsende Generation. So wird im Clouds Hill-Studio in Hamburg intensiv an diversen Coverstücken gearbeitet, von denen noch viel zu hören sein wird.

Wolf Biermann, Zeuge und Protagonist einer turbulenten Zeit, hat sich stets lautstark zu Wort gemeldet, um seine Kritik an den herrschenden Zuständen zu äußern – und findet nun Unterstützung in einer jungen Generation, die künstlerisch durchaus geprägt ist vom Ton des 1936 in Hamburg geborenen Künstlers, der als junger Mann in die DDR übersiedelte, um später von ihr verstoßen zu werden: weil er sich auch dort nicht zensieren ließ! Biermanns Relevanz zeigt sich nicht zuletzt in einer aktuell großen Retrospektive des Deutschen Historischen Museums, die nachvollziehbar macht, wie Biermann seit seinen ersten künstlerischen Erfolgen in den 1960er Jahren auch immer ein Seismograph seines Heimatlandes war, durch das sein Vater in Auschwitz ermordet wurde und zu dem er stets ein gespaltenes Verhältnis behalten hat.

Johann Scheerer sieht es somit fast als zwingend notwendig, eine Musik, die sich auch in einem emanzipatorischen Sinne an ein breites Publikum widmet, diesem auch wieder zugänglich zu machen – und durch das ambitionierte Coverprojekt in ein neues Scheinwerferlicht zu rücken. In einer Zeit, in der Europa von Kriegen geplagt ist und sich auch in Deutschland das politische Klima verschärft, braucht es diese Stimme mehr denn je. Die zweite Single aus dem Coveralbum kommt von Maxim mit einer bemerkenswerten Version von Biermanns Stück „Die Bilanzballade im dreißigsten Jahr“ aus dem Jahre 1973 (aus dem Album "Warte nicht auf bessre Zeiten“)

Wer ist MAXIM
Der Musiker ist einen weiten Weg gegangen, von seinen Reggae-Anfängen über den großen Durchbruch mit dem Album »Staub« und dem Riesenhit »Meine Soldaten« (2013), die Zusammenarbeit mit Judith Holofernes und den Gewinn des deutschen Musikautorenpreises (2019). Mit der Arbeit an »Nachtigall« hat er dann bereits während der Pandemie begonnen, direkt nach der VÖ seines aktuellen Albums »Grüne Papageien«. Vier Jahre hat Maxim immer wieder an diesen Songs gearbeitet, sie weiter verdichtet, verfeinert, veredelt. »Mit Corona hatte das aber nichts zu tun, das hätte ich auch sonst gemacht«, sagt er. Es geht in diesen neuen Songs um das Scheitern, um Sehnsucht und Fernweh und darum, die innere Leere zu überbrücken. Wenigstens für Momente. Der große Songschreiber Maxim hat dafür auf »Nachtigall« einige der besten Texte und Melodien seiner Karriere gefunden.

VÖ: 22.03.2024
Label: Clouds Hill
Quelle: Clouds Hill / Text Hendrik Otrembo
Foto: Clouds Hill und Ben Hammer





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